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Was passiert, wenn Sie solide Daten haben, eine bewährte Lösung – und niemand hört zu?

[SLIDE] Genau das passierte Dr. Ignaz Semmelweis im Jahr 1847.

Er war Arzt in einem Krankenhaus in Wien. Er stellte fest, dass schwangere Patientinnen bei einer Behandlung durch Ärzte einer deutlich höheren Sterblich-keits-rate ausgesetzt waren als bei einer Betreuung durch Hebammen.

Als er das Problem untersuchte, stellte er fest, dass Ärzte direkt von Autopsien zur Entbindung von Babys übergingen, ohne sich die Hände zu waschen. Er entwickelte ein Protokoll zum Händewaschen und testete es. Das Ergebnis? Die Todesfälle sanken von 18 % auf 2 %.

Er präsentierte seine Daten seinen Kollegen und dem Krankenhaus und erwartete, dass sie sein Protokoll übernehmen würden.

Das haben sie jedoch nicht getan.

Warum? Nicht weil die Fakten falsch waren, sondern weil die Geschichte, die seine Daten erzählten, für das Publikum falsch war. [SLIDE]

Die Daten sagten: „Ärzte töten ihre Patienten und Krankenhäuser sind mitschuldig”. Und das war eine Geschichte, die niemand hören wollte.

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte aus dem Jahr 1847? Gute Frage.

Sie haben den ganzen Tag über Zukunft, Innovation und Strategie nachgedacht, und ich wollte das nicht wiederholen.

Stattdessen wollte ich untersuchen, was als Nächstes passiert: Wie teilen Sie Ihre Innovation, Ihre Forschung, Ihre Ideen über Ihre Blase hinaus und erreichen Sie Ihre wichtige Publikum auf eine Weise, die den Menschen hilft, zu verstehen und zu handeln?

Hier kommt die Geschichte ins Spiel, und Semmelweis ist ein gutes Beispiel für das, was wir uns heute ansehen werden.

Semmelweis hatte keine Unterstützung für seine Ideen und sein Protokoll gekriegt, nicht weil die Daten falsch waren, sondern weil die Geschichte, die die Menschen in seinen Daten sahen und die er erzählte, falsch war.

Dies ist oft ein Problem für Wissenschaftler, technische Experten und Innovatoren, die ihre Arbeit aus dem Labor hinaus in die Welt tragen möchten.

Vielleicht haben Sie dies schon einmal erlebt:
Man präsentiert klare Daten, logische Argumente, eine solide Methode, vielleicht sogar einen funktionierenden Prototyp – und trotzdem springt der Funke nicht über.


Die Geschäftsführung sagt: „Interessant“, und macht weiter.
Die Fördergeber sagen: „Kommen Sie wieder, wenn Sie mehr Beweise haben.“
Die Öffentlichkeit reagiert kaum.

Aufgrund meiner Erfahrung sowohl in der Kommunikation als auch in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern im Bereich Foresight bin ich der Meinung, dass Geschichten ein wirksames Instrument sind, das wir häufiger einsetzen sollten.

Ihre Daten, Ergebnisse, Innovationen oder Prototypen sind bereits voller Geschichten. Aber manchmal wissen wir nicht, wie wir eine Geschichte strukturieren oder gestalten sollen, damit sie beim Publikum Anklang findet.

Genau damit werden wir uns heute beschäftigen.

Wir werden einen kurzen Blick auf drei Dinge werfen:

  • Warum Geschichten funktionieren.
  • Warum wir unsere Arbeit für unser Publikum übersetzen oder Re-Framen müssen.
  • Und welche Arten von Geschichten können uns dabei helfen, unsere Innovationsgeschichten zu umrahmen – to Re-Frame.

Was ist also eine Geschichte?

Kurz gesagt besteht eine Geschichte aus vier Komponenten:

  • Situation – was wir zu Beginn über die Welt wissen.
  • Komplikation – das Problem, die Lücke oder die Chance, die diese Welt durcheinanderbringt.
  • Handlung – unsere Reaktion darauf – die Recherche, das Experiment oder die Aktivität.
  • Auflösung – die neue Welt, die entsteht – was sich dadurch verändert hat.

[SLIDE]

Diese Struktur lässt sich wie folgt darstellen:

  • Wir wissen dies über die Welt UND wir wissen dies über die aktuelle Forschung/das aktuelle Thema.
  • ABER was wir nicht wissen, ist, dass es ein Problem gibt.
  • DESHALB haben wir als Reaktion darauf Folgendes unternommen.
  • JETZT haben wir das, was wir wissen.

Wir benötigen eine Komplikation. Es bringt Spannung und Neugier, und sorgt dafür, dass wir uns erinnern. Ohne Komplikation ist es keine Geschichte.

Und am Ende muss es eine Veränderung geben. Die Veränderung kann klein sein – eine neue Denkweise, ein kleiner Schritt vorwärts oder rückwärts in unserer Forschung.

Sie kann auch groß sein: die Innovation des iPhones, die zu einer Veränderung unserer Kommunikation geführt hat. Beides passt. Aber es muss eine Veränderung geben.

Wir Menschen sind Storytelling Creatures, und wir erzählen seit Tausenden von Jahren Geschichten, wobei wir diese Struktur verwenden. Aus der Forschung wissen wir, dass Geschichten [SLIDE]:

  • verständlicher
  • interessanter
  • leichter zu erinnern
  • leichter zu verfolgen
  • überzeugender und motivierender
  • und leichter zu verstehen

sind, als reine Fakten.

Die richtige Geschichte kann sehr wirkungsvoll sein.

Sie kann Sie mit Ihrem Publikum in Einklang bringen. Sie wird die Menschen zum Nicken, zum Mitmachen, zum Verstehen und zum Handeln bewegen.

Wie wir bei Semmelweis gesehen haben, kann auch die falsche Geschichte wirkungsvoll sein, aber anstatt Ihr Publikum mit Ihrer Forschung in Einklang zu bringen, kann sie die Menschen auch abschrecken.

Warum landen wir also bei der falschen Geschichte?

Manchmal, weil wir überhaupt keine Geschichte gestalten und die Menschen einfach ihre eigene Geschichte in unseren Daten finden lassen. Und manchmal, weil wir nicht wissen, wie wir die Geschichte für unser Publikum rahmen sollen.

Denken Sie einen Moment an Semelweis: Was wäre, wenn er die Geschichte seiner Daten in einem anderen Rahmen (Frame) erzählt hätte?

Was wäre, wenn er dieselben Fakten und dieselbe Innovation verwendet und die Geschichte eines zukunftsorientierten Instituts erzählt hätte, das sich einer der Herausforderungen seiner Zeit stellt? Eine Geschichte über Ärzte, Krankenschwestern und die Institution als Helden, die Leben retten.

[SLIDE] Die originale Geschichte ist eine Geschichte der Scham.

Die re-framed version” eine Geschichte des Handelns.

Hätte er seine Geschichte anders formuliert, wäre es für das Krankenhaus dann einfacher gewesen, seine Forschung zu übernehmen? Veileicht.

Was hat das mit uns zu tun?

Es zeigt, wie wir dieselben Fakten und dieselben Innovationen nutzen können, um unsere Geschichte neu zu gestalten und den Bedürfnissen unseres Publikums gerecht zu werden.

Ich würde sagen, dass es für eine erfolgreiche Erzählung wichtig ist, zu wissen, wie wir unsere Datengeschichte oder Innovation mit einem neuen Rahmen oder Frame präsentieren können.

Wie können wir Frames nutzen, um die richtige Geschichte für unser Publikum zu erzählen? [SLIDE]

Ich möchte Ihnen eine Abkürzung anbieten.

Ich habe drei Arten von Geschichten, die meiner Meinung nach besonders nützlich sind, um Innovationen, Forschungsergebnisse und Veränderungen zu vermitteln. Ich moechte ihnen zeigen wie Sie sich verwenden koennen – und warum.

Es gibt viele Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen –
aber diese drei sind – nach meiner Erfahrung – die wirksamsten,
wenn es darum geht, Veränderung zu vermitteln und Bedeutung zu schaffen.

Alle drei machen den Case for Change
aber jede legt den Schwerpunkt an eine andere Stelle
und spricht ein anderes Publikum an.

Um das greifbar zu machen, nehmen wir ein einfaches Beispiel,
das alle verstehen können – unabhängig vom Fachgebiet:

[SLIDE]

Forscherinnen und Forscher rüsten Straßenlaternen so um,
dass sie als günstige Ladepunkte für Elektroautos dienen.
Sie nutzen KI, um die besten Standorte zu bestimmen,
testen das Konzept in einer Stadt –
und stellen fest: Diese Laternen-Ladepunkte sind schneller, günstiger
und nachhaltiger als herkömmliche Ladesäulen.

Geschichte 1 – Die Problem-Story [SLIDE]

Städte investieren Milliarden, um Ladeinfrastruktur auszubauen,
Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern.
Aber viele dicht bebaute Gebiete bleiben ohne Lademöglichkeit –
und wer in einem Mehrparteienhaus wohnt, kann zu Hause nicht laden.

Wenn wir diese „letzte Meile“ nicht schließen,
bremst das die E-Mobilität, Staus bleiben, und Emissionen steigen weiter.

Unsere einfache, aber innovative Lösung kann helfen, genau das zu ändern.

Hier liegt der Fokus auf dem Problem, auf der Dringlichkeit, auf dem, was auf dem Spiel steht.
Das ist die Problem-Story
ideal für Investorinnen und Geldgeber.
Sie erzeugt Aufmerksamkeit.

Geschichte 2 – Die „Pathway Forward“-Story [SLIDE]

Städte auf der ganzen Welt arbeiten am Ausbau ihrer Ladeinfrastruktur –
doch der Weg von Pilotprojekten zu echter Umsetzung dauert oft Jahre.

Unser Ansatz baut auf dem auf, was bereits existiert:
Laternen, Stromleitungen, Stadtteams.

Die Schritte wir brachen:
Schritt 1: nachrüsten.
Schritt 2: mit KI die besten Standorte finden.
Schritt 3: über ein Open-Source-Modell skalieren, das jede Stadt nutzen kann.

Schnell, kostengünstig, bereit zum Einsatz.

Hier liegt der Fokus auf dem Weg zur Lösung, nicht nur auf der Lösung selbst.
Das ist die Pathway-Forward-Story
sie schafft Vertrauen und zeigt Machbarkeit.
Perfekt für Stakeholder, die wissen müssen, dass es funktioniert.

Geschichte 3 – Die Human-Story [SLIDE]

Maria wohnt in einem Mehrparteienhaus.
Sie möchte seit Jahren auf ein E-auto umsteigen –
für sauberere Luft, geringere Kosten,
aber sie hat keinen eigenen Ladeplatz.

Für sie ist Elektromobilität kein freier Entschluss –
sondern ein Privileg, das sie sich nicht leisten kann.

Genau dieses Problem soll die Innovation lösen:
Indem Straßenlaternen zu intelligenten Ladepunkten werden,
bringt die Stadt Energie direkt vor ihre Haustür.

Jetzt kann Maria ihr Auto über Nacht anschließen,
am Morgen vollgeladen losfahren –
leiser, günstiger, sauberer.

Hier liegt der Fokus auf dem menschlichen Effekt,
auf der Person, nicht auf dem Prototyp.
Das ist die Human-Story
sie schafft Empathie.
Ideal für Bürgerinnen, Gemeinden und ihre Fürsprecher.

Drei Geschichten – eine Innovation.
Alle folgen demselben Aufbau,
doch der Schwerpunkt verändert die Wirkung.

[SLIDE]

Jede Geschichte spricht ein anderes Bedürfnis an –
Aufmerksamkeit, Vertrauen, Empathie – und richtet sich an ein anderes Publikum.

Im Kern geht es um Ausrichtung:
Wie bringen wir Publikum und Zweck zusammen? [SLIDE]
Wie erzählen wir eine Geschichte so,
dass sie es den Menschen leichter macht,
das zu verstehen oder zu tun, was wir uns wünschen?

Das Ziel ist nicht, einfach irgendeine Geschichte zu erzählen –
sondern die richtige, für die Menschen, die Sie erreichen wollen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie wir diese Geschichten zusätzlich nutzen können.

Erstens in Organisationen und Teams.

Wenn Teams diese drei Geschichten gemeinsam nutzen –
die Problem-Story für Fördergeber,
die Pathway-Story für Stakeholder,
und die Human-Story für die Öffentlichkeit –
dann erzählen sie nicht einfach Geschichten.
Sie navigieren als Organisation durch Unsicherheit.
Alle wissen, welche Geschichte wann und warum erzählt werden muss.

Zweitens, wenn wir mit unterschiedlichen Zielgruppen sprechen.

Es wäre ideal, immer nur eine Art von Zielgruppe im Raum zu haben. Oftmals ist dies jedoch nicht der Fall.

Wenn Sie vor einem gemischten Publikum sprechen, können Sie alle drei Arten von Geschichten zu einer langen Geschichte oder zu Punkten in einer Präsentation verweben – zuerst die Aufmerksamkeit, dann das Vertrauen, zuletzt das Herz.

Auf diese Weise erhalten Sie eine Botschaft, die Menschen – und Pläne – in Bewegung bringt.

Dies sind also die wichtigsten Geschichten, die Sie verwenden sollten, um Innovationen zu vermitteln.

Sie können sie einzeln oder zusammen erzählen.

Und da Sie sich für Zukunftsforschung und Vorausschau interessieren, möchten Sie vielleicht auch eine vorausschauende Perspektive auf sie anwenden.

Bei Futures & Foresight verwenden wir oft verschiedene Zukunftsszenarien:

ZB

Zukunftsszenarien der Bedrohung, der Chancen und des Wandels, um nur drei zu nennen.

Damit Ihr Publikum sich emotional stärker mit Ihrer Geschichte und Ihrer Innovation verbunden fühlt, empfehle ich Ihnen,

ein Bild von einer Zukunft zu zeichnen,

von der Sie glauben,

dass sie für Ihr Publikum von Bedeutung ist.

Verwenden es bevor Sie Ihre Problem Story, Ihre Pathway Forward Story oder Ihre Human Story erzählen.

Wenn Sie die Zukunft als Bedrohung darstellen, lenken Sie die Aufmerksamkeit auf die Frage: „Was passiert, wenn wir nichts unternehmen – es wird schlimm werden!“

Wenn Sie die Zukunft als Chance darstellen, fordern Sie die Menschen auf, darüber nachzudenken: „Was gewinnen wir, wenn wir jetzt handeln?“ – ideal, um Investitionen zu mobilisieren.

Und wenn Sie die Zukunft als Transformation darstellen, inspirieren Sie die Kreativität und fragen: „Was können wir gemeinsam schaffen?“

[SLIDE]

Bedrohung + Chance + Transformation,
kombiniert mit Problem + Pathway + Human
das ergibt viele Möglichkeiten. [SLIDE]

Dies bietet Ihnen eine weitere Ebene der Interaktion. Sie erzählen nicht nur eine Geschichte, sondern beeinflussen auch, wie Menschen über die Zukunft denken, in der diese Geschichte spielt.


Sie brauchen nicht alle.
Sie brauchen die richtige – für Ihr Publikum.
Und genau da beginnt strategisches Erzählen fuer Foresight und Innovation.

Sie können diese Zukunftsperspektive auf etwas anwenden, das für Ihre Arbeit oder Innovation relevant ist: die Zukunft des Klimawandels, die Zukunft autonomer Fahrzeuge, die Zukunft der Chirurgie. Was Sie verwenden, hängt von Ihrer Forschung ab.

Und wenn Sie nicht weiterkommen, gibt es immer noch Steeple, das Framework, das wir bei Foresight oft verwenden.

[SLIDE]

Wir haben heute viel besprochen.

Und wenn Sie nur eine Sache mitnehmen, dann vielleicht diese:
[SLIDE] Geschichten sind nicht nur Dekoration.
Sie sind das Werkzeug, das Forschung und Innovation verst
ändlich, fühlbar und anschlussfähig macht.

Die Kunst liegt nicht darin, neue Geschichten zu erfinden,
sondern die Geschichten zu formen, die in Ihrer Arbeit schon existieren
damit andere die Zukunft sehen können, die Sie gestalten möchten.

Wenn Sie diese Geschichten mit den richtigen Framing oder Rahmen und Zukunftsbrillen erzählen –
also mit Blick auf Ihr Publikum und Ihr Ziel –
dann verwandeln Sie in Bewegung.

Eine gute Geschichte kann Entscheidungen, Vertrauen und Motivation anstoßen.

Und wenn die Geschichte fehlt oder falsch ge-Framed ist?
Dann bleibt Innovation manchmal einfach stecken – im Labor, in der Abteilung, in der Idee.

Lassen Sie uns ein letzes mal kurz zu Ignaz Semmelweis zurückkehren.
Er hatte die Daten, die Beweise, die Lösung –
aber die falsche Geschichte für sein Publikum.

Er wurde abgelehnt, ausgegrenzt,
und starb am Ende in einer Anstalt.
Seine Erkenntnisse blieben jahrzehntelang ungenutzt –
und in dieser Zeit starben weiter Frauen im Kindbett.

Es ist unwahrscheinlich, dass Ihnen heute ein solches Schicksal droht.

Aber auch heute kann eine Geschichte den Unterschied machen:
zwischen einer Innovation, die Wirkung entfaltet,
und einer, die nie das Licht der Welt erblickt.

Darum meine Einladung an Sie, morgen –
wenn Sie an einer Präsentation, einem Antrag, einem Pitch oder einem Gespräch arbeiten:

Fragen Sie sich: [SLIDE]

Welche Geschichte erzählt meine Forschung, meine Daten, meine Innovation jetzt schon?

Und wie kann ich sie so gestalten,
dass mein Publikum versteht, sich engagiert –
und vielleicht sogar handelt?

Vielen Dank.